“Agile Eheschließung”: Warum iterative, nutzerzentrierte Ansätze so revolutionär sind!

“bride and groom standing near tree” by Derek Thomson on Unsplash

Eigentlich ist es ganz einfach und in viel mehr Fällen möglich als man denkt:

Früher waren viele Projekte klassisch gemanaged — es gab wiederholbare Aufgaben, Checklisten, Pläne etc. … Standardisierung war die Devise und die einzige Möglichkeit, Produkte und Dienstleistungen zu einem bezahlbaren Preis wiederholt am Markt einer großen Kundschaft anzubieten.

Heute ist jedoch die Standardisierung (Mark Poppenborg nennt es “die Wertschöpfung der Norm”) unzureichend für die Komplexität unserer Herausforderungen und dem gesteigerten Kundenbedürfnissen. Zwei Beispiele:

  1. Entwicklungshilfe: Laut einer sehr umfangreichen Studie (Quelle muss ich noch finden) sind die meisten Hilfsprojekte nicht auf andere Gebiete übertragbar, da jede Region und jede Bevölkerung seine eigenen Strukturen und Bedürfnisse hat. Aber die meisten Organisationen wie das Rote Kreuz, die UN etc. arbeiten nach Schablonen und in Stabsform. Das hat auch zur Konsequenz, dass wir Milliardengelder ineffektiv ausgeben!
    Warum nicht für jeden Hilfseinsatz vorher explorative Nutzergespräche verstehen, echte Bedürfnisse aufdecken und mit kleinen Experimenten sehen, wie gut die Lösung in Region X funktioniert? Das ganze nennt sich “Lean Impact” und ist die Weiterentwicklung der Lean Startup-Philosophie, angewandt auf Gemeinwohl-Projekte.
  2. Hochzeitsplaner: Ein toller Service, der die Eheschließung wesentlich vereinfachen soll. Dienstleister bieten umfangreiche Services an und denken für euch an alles — das jedoch mit einer Vielzahl an Checklisten: Für jedes Thema gibt es hunderte Checkboxen, die es zu füllen geht. Ein so besonderer Tag soll doch nicht nach Schema “F” ablaufen.
    Warum nicht ein Design Thinking-Workshop mit dem Liebespaar durchführen und im Venn-Diagram echte “magische Momente” herausarbeiten, die beide Familien umwerfen werden?

Revolutionär? Wenn man sich in beiden Fällen auf die Nutzer einlässt (Hilfsbedürftige bzw. Eheleute), dann wird das Ergebnis viel besser (im Sinne der Effektivität als auch der Grad an Einzigartigkeit)! Dies ist die “Wertschätzung der Ausnahme”, die — aufgrund der schnellen und iterativen Vorgehensweisen bzw. Methoden ist der Mehraufwand überschaubar im Vergleich zur Wertsteigerung des Ergebnisses! Die Anzahl an im Prozess verwendeten Haftnotizen sind vernachlässigbar, liebe Greta.

Ist es nicht großartig, das wir durch Agilität, ein paar Tagen Design Thinking, die schnelle Umsetzung mit Lean Startup, Design Sprints, Value Proposition Design etc. viel individueller auf Bedürfnisse und Probleme eingehen können und einen höheren Wert produzieren, und zwar fast zum Aufwand einer Standardisierung?

Ja, natürlich gibt es weiterhin Massenproduktion und Bereiche, wo standardisierte Wertschöpfung einfach um ein Vielfaches effektiver sind. Aber die Bereiche, in der “Werte” am Fließband weiterhin produziert werden, sind viel geringer: Die Anzahl der Großbetriebe macht nur wenige Prozent des BIP aus, kleine & Kleinstunternehmen boomen dagegen. Dienstleistungen sind sowieso zeitintensiv. Warum nicht mehr bedarfsgerechte(re) Pflege, Arbeitslosenhilfe, Krankenhausaufenthalte, Verwaltungstätigkeiten, Kinderbetreuungen etc.?

An all-die Selbstständigen & Bootstrapper da draußen: Das ist der große Hebel, sich von tausend anderen (Weddingplaner, Fotografen usw.) zu unterscheiden, gleichzeitig bedarfsorientierter und näher am Kunden zu arbeiten UND aufgrund des gestiegenen Mehrwertes eine höhere Marge zu erzielen. Der Raum für maßgeschneiderte Lösungen und Nischen ist da.

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Daniel Bartel — Innovating for Future!

Innovating for Common Good @MAK3it @GWÖ I Activist for Climate Justice I ♥ #LeanImpact #SocEnt Let’s #unlearnStartups! Books: #StartupHandbuch #DerMomTest