Zebra-Startups reparieren das, was Einhörner kaputt machen

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Magisches Denken treibt die Startup-Wirtschaft an — aber wir brauchen eine starke Dosis Realität

Der Artikel erschien ursprünglich auf Englisch am 8. März 2017 und motivierte mich, ihn zu übersetzen.

Vor einem Jahr wurde der Artikel Sex & Startups veröffentlicht. Die Ursache war folgende: Die Struktur der aktuellen Technologie und des Risikokapitals ist beschädigt. Sie bevorzugt Quantität vor Qualität, Konsum vor Kreativität, schnelle Lösungen vor nachhaltigem Wachstum und Aktionärsgewinne vor gemeinsamen Wohlstand. Sie jagt nach Unicorn-Unternehmen, die auf „Disruption“ basieren, statt die Firmen zu fördern, die reparieren, kultivieren und Menschen zusammenbringen. Nachdem wir den Artikel veröffentlicht haben, bekamen wir Nachrichten von Hunderten Gründern, Investoren und Anwälten die zustimmten: „Wir können dieses Spiel nicht gewinnen.“

Dies ist ein drängendes Problem. Hier steht viel mehr als nur Geld auf dem Spiel. Wenn VC-Unternehmen Zeit vor Wahrheit setzen, können einige Glückliche profitieren, aber die Zivilgesellschaft leidet. Wenn die Aktionärsrendite über das kollektive Wohlbefinden trumpft, ist selbst die Demokratie gefährdet. Die Realität ist, dass Geschäftsmodelle Verhaltensweisen züchten und im Ausmaß können diese Verhaltensweisen zu weittragenden, manchmal auch destruktiven Ergebnissen führen.

​Facebook — das ultimative Einhorn — wurde als Waffe benutzt um falsche Nachrichten während der Präsidentschaftswahlen zu verbreiten. Uber kam unter Beschuss für die Unterstützung von dubiosen politischen Programmen, die Toleranz einer toxischen Arbeitskultur, die Manipulation der Mitarbeiterlöhne und die Umgehung von Vorschriften. Der Blog-Anbieter Medium hat zurückgerudert, nachdem es realisiert hat, dass der Clickbait-Inhalt, der den Investoren die Werbeeinnahmen bringt, die eigentliche Mission des Gründers, ein publizierendes Model das aufklärt, informiert und Qualität vor Quantität stellt, untergräbt.

Viele gut überlegte Gedankenwerke* wurden über das klaffende Loch zwischen der Welt, die wir brauchen, und der existierenden Welt geschrieben. Heute möchten wir die Samen einer Lösung anbieten — und Gründer, Investoren, Stiftungen, Konzerne und all ihre Verbündeten ermutigen, sich darauf einzustellen.

Das Geschäftsmodel eines Unternehmens ist der erste Dominostein in einer langen Kette von Auswirkungen. Kurz: „Das Geschäftsmodel ist die Botschaft“. Aus einem solchen Unternehmen strömt die Betriebskultur und Überzeugungen, Erfolgsstrategien, Erfahrungen der Endbenutzer und ultimativ die Veränderung der Gesellschaft.

Wir glauben, dass die Entwicklung von alternativen Geschäftsmodellen für dem jetzigen Zustand des Startups eine wichtige moralische Herausforderung unserer Zeit geworden ist. Diese alternativen Geschäftsmodelle werden Profit und Zweck ausbalancieren, Demokratie verfechten und das Teilen von Macht und Ressourcen hervorheben. Unternehmen, die eine gerechte und verantwortungsbewusste Gesellschaft kreieren, werden den Kunden und die Gemeinschaften, denen sie dienen, zuhören, helfen und sie heilen.

Stellen Sie sich unsere wertvollsten Institutionen — Journalismus, Bildung, Gesundheitswesen, Regierung, den „dritten Sektor“ gemeinnütziger und sozialer Unternehmen — als Gebäude vor, auf denen die Demokratie ruht. Unicorn-Unternehmen werden für das Sprengen und zum Einreißen dieser belohnt. Stattdessen sollen wir Unternehmen, die extreme Heim-Rundumerneuerungen anbieten, unterstützen. Wir können nicht hoffen, dass solche Unternehmen zufällig gegründet werden. Wir müssen mit Absicht die Infrastruktur für ihre Förderung aufbauen.

Diese neue Bewegung braucht ein neues Symbol, so beanspruchen wir ein eigenes Tier für uns: das Zebra.

Warum Zebras?

  • Aus dem offensichtlichen Grund: im Vergleich zu Einhörnern, sind Zebras echt.
  • Zebra-Unternehmen sind schwarz und weiß: sie sind profitabel und verbessern die Gesellschaft. Sie werden nicht eines für das andere opfern.
  • Zebras sind auch gemeinschaftlich: indem sie sich zusammen in Gruppen vereinigen, schützen und bewahren sie einander. Ihr individuelles Input ergibt ein stärkeres kollektives Output.
  • Zebra-Unternehmen werden mit einzigartigen Durchhaltevermögen und einer Kapitaleffizienz gebaut, solange die Umstände sie überleben lassen.

Das Kapitalsystem enttäuscht teilweise die Gesellschaft, weil es die Zebra-Unternehmen nicht unterstützt: profitable Geschäfte, die reale, wichtige Probleme lösen und in diesem Prozess das vorhandene Sozialsystem reparieren.

In Bezug auf das Werk vieler Philosophen**, haben wir das Porträt eines Zebra-Unternehmens für was es ist, macht und was es bedeutet entwickelt. Diese Grafik betont wie ein Zebra-Unternehmen im Vergleich zu seinem mythischen Vetter, dem Unicorn steht:

​Letztes Jahr haben wir mit unzähligen Gründern, Investoren, Stiftungen und Visionären, die überzeugt sind, dass Zebra-Unternehmen wichtig für den Erfolg unserer Gesellschaft sind, gesprochen. Und doch kämpfen Zebras um ihre Existenz, weil ihnen das fördernde Umfeld für ihre Geburt, geschweige die Unterstützung bis zur Mündigkeit fehlt. „Ich frage mich wie viele Change-Makers unter den Ansprüchen der Unicorn-Investoren festsitzen“, sagte TJ Abood von Access Ventures, und fügte hinzu das er sich um „Opportunitätskosten für die Gemeinde“ in diesem Model sorgen würde.

Aus Gesprächen mit Aktionären haben wir die häufigsten Herausforderungen, mit denen sich Zebra-Unternehmen auseinandersetzen müssen, zusammengesetzt:

1. Das Problem ist nicht das Produkt, sondern der Prozess

Technologie ist keine Wunderwaffe. Mehr Bauen wird nicht die größten Herausforderungen, denen wir uns heute stellen, lösen. Eine App wird nicht die Krise der Obdachlosigkeit in San Francisco ansprechen oder die streng geteilten politischen Parteien zusammenbringen. Das Hindernis ist, dass wir nicht in den Prozess investieren und die Zeit, die es braucht, um Institutionen zu helfen, den Erfolg von Innovationen, Apps oder anderem anzunehmen, einzusetzen und zu messen.

2. Zebra-Unternehmen werden oft von Frauen und anderen unterrepräsentierten Gründern begonnen

Drei Prozent der Venture-Finanzierung geht an Frauen und weniger als ein Prozent an Farbige. Obwohl Frauen 30 Prozent der Unternehmen starten, erhalten sie nur 5 Prozent der Kredite für Kleinbetriebe und 3 Prozent des Beteiligungskapitals. Doch bei der Befragung sagen Frauen — die insgesamt besser abschneiden als Gründungsteams, die ausschließlich aus Männern bestehen — ihr Ziel ist langfristig: profitable, nachhaltige Unternehmen aufzubauen.

3. Du kannst es nicht sein, wenn du es nicht sehen kannst

Schauen Sie genau hin, fernab vom Silicon Valley finden sich vielversprechende Zebra-Unternehmen. Aber bestehende und aufstrebende Unternehmer haben nicht genug Beweise gesehen, dass sie eine höhere Chance haben werden, finanziell erfolgreich und sozial gefeiert zu werden, wenn sie zukunftsfähigen Geschäftspraktiken folgen. Ihnen fehlen Helden zur Nachahmung, so verfallen sie dem Modell “Wachstum um jeden Preis”. Stellen Sie sich vor, wenn jeder Fond einen kleinen Prozentsatz für Zebra-Experimente zur Verfügung stellen würde. Die Investitionsfirma Indie.vc ist tapfer in diese Lücke getreten, aber sie sollte nicht alleine sein.

4. Zebras stecken zwischen zwei veralteten Paradigmen, gemeinnützig und gewinnorientiert

Für junge Unternehmen, die sowohl Gewinn als auch Zweck verfolgen, können die bestehenden unvollkommenen Strukturen (in Deutschland: gemeinnützige e.Vs., öffentlich-private Partnerschaften, Genossenschaften und gemeinnützige UGs bzw. gGmbHs; in den USA: hybride gemeinnützige / gemeinnützige, öffentlich-rechtliche Korps, B-Corps, L3Cs) unerschwinglich teuer sein. Der Kostenaufwand kommt nicht nur über Anwaltsgebühren, sondern beim Konsum der kostbarsten Ware eines Gründers: der Zeit. Monate gehen verloren auf der Suche nach passenden, strategischen Investoren, die vertraut und komfortabel mit alternativen Modellen umgehen. Dies stellt ein Henne-Ei-Problem für Stiftungen, Philanthropen und Investoren gleichermaßen dar. Sie werden von ungeprüften alternativen Modellen abgeschreckt, aber Unternehmen können nicht beweisen, dass ihre Modelle funktionieren ohne überhaupt finanziell gefördert zu werden. Darüber hinaus belohnt — oder anerkennt — das derzeitige Steuersystem nichts anderes als gewinnorientierte (steuerliche) oder gemeinnützige (Abzugs-) Strategien. Aus der Perspektive des Steueramtes gibt es sowas wie eine “50-prozentige finanzielle Rendite, 50-prozentige Sozialbelastung”-Investition nicht. Das steckt viele potenzielle Investoren in eine Zwangsjacke.

5. Die These des Impact-Investments ist unzulänglich begrenzt und risikoscheu

Ein Großteil der Investitionsförderung in den USA in Höhe von 36 Milliarden Dollar ist auf Branchen wie saubere Technologie, Mikrofinanzierung oder globale Gesundheit beschränkt. Dieser unreife Markt begrenzt Innovation in anderen Gebieten — wie Journalismus und Bildung — die sie verzweifelt brauchen könnten.

​„Also, wie werden Investoren einen Gewinn machen und Risiken abschwächen?“ fragen Sie. Dividenden? Eigenkapital-Crowdfunding? Wir haben nicht alle Antworten. Aber wir haben gesehen, wie sich das Geschäftsmodell eines Unternehmens und die Werte negativ auf das Endergebnis auswirken können (#deleteuber). Also, was wenn das Gegenteil auch wahr ist? Was, wenn mehr „gesunde“ US-Dollar in mehr „gesunde“ Unternehmen investieren, zu größeren Erträgen führen würden? Was wäre, wenn Unternehmen, die für etwas stehen, tatsächlich rentabler wären? Patagonien, Warby Parker, Zingerman, Etsy, Mailchimp, Basecamp und Kickstarter stehen für den Anfang — aber die Welt braucht so viel mehr.

Wenn Sie glauben, dass Technologie und Kapital besser funktionieren sollten, wenn Sie eine Zebra-Firma bauen oder helfen wollen einen Platz für sie zu schaffen: begleiten Sie uns .

Unser Ziel ist es, Zebra-Gründer, Philanthropen, Investoren, Denker und Befürworter zu versammeln, um sich dieses Jahr bei DazzleCon (15.-17. November in Portland, Oregon) — eine Gruppe der Zebras heißt „Dazzle“ — persönlich zu treffen, um voneinander zu lernen und Ressourcen, Ideen und die besten Praktiken zu bündeln und Ambitionen gemeinsam voranzutreiben. Von diesem Treffen werden wir die einzigartigen Muster erfassen und teilen, die Zebra-Gründer und Finanzierer entdecken, und wir werden ein lockeres Netzwerk zu einer kraftvoll-zusammenhängenden Bewegung machen.

Machst Du mit? Schau hier.

Über die Autoren: Jennifer Brandel ist die Mitgründerin und CEO von Hearken. Mara Zepeda ist die Mitgründerin und CEO von Switchboard. Zusätzlichen Dank an Astrid Scholz, Gründerin und CEO von Sphaera.

DazzleCon wird mit Stolz von der Knight Foundation, Artha Investing for Impact, Social Capital Markets, Portland Incubator Experiment, and Catalyst Law unterstützt. Sind Sie am Sponsoring interessiert?

*Zusammengesetzte Werke: Anis Dash für Humane Tech, Joe Edelman’s “Nothing to be Done,” Victoria Fram’s “Why An Equity-Only Investment Strategy Overlooks Many Promising Entrepreneurs,” Caterina Fake’s “The Age of the Cockaroach,” Jason Fried’s “Why We Chose Profit,” Christie George’s “Investing in Sharing,” Tristan Harris’s “How Technology Hijacks People’s Minds — from a Magician and Google’s Design Ethicist,” David Heinemeier Hansson’s “Exponential Growth Devours and Corrupts,” Julie Menter’s “On Unicorns: We’re Looking for a Different Kind of Magic,” Tim O’Reilly’s “We’ve Got This Whole Unicorn Thing Wrong,” Andrew Wilkinson’s “Unicorns vs. Horses.”

**Jenn Armbrust’s Feminist Business School, Amber Case’s Calm Technology,Jerry Colonna, Ali Schultz and the work of Reboot.io, Anis Dash im Gespräch mit Krista Tippett, in On Being; Seth Godin’s Tribes: We Need You to Lead Us; Jonathan Harris’ Modern Medicine; Ivan Illich’s Deschooling Society; Michael Karlberg’s “Beyond the Culture of Contest”; Jerry Michalski’s “What if we Trusted You?,” Howard Rheingold’s “Toward a Literacy of Cooperation”; Douglas Rushkoff’s Throwing Rocks at the Google Bus; Natasha Dow Schüll’s Addiction by Design; Shel Silverstein’s poem “Zebra Question”; Peter Thiel’s Zero to One; Ari Weinzweig’s Anarchist’s Guide to Building a Better Business Serie. Über Zebra Unternehmen wurde in Zeitungsartikeln und akademischen Unterlagen, und in einigen VC-Firmen geschrieben.

Danke an Jenn Armbrust, Adam Brault, David Chen, Molly deAguiar, John Dimatos, Lennon Day-Reynolds, Corey Ford, Christie George, Seth Godin, Andrew Haeg, Jason Kunesh, Rachel Hankerson, Jonathan Harris, Jennifer Jordan, Luke Kanies, Duncan Malashock, Kanyi Maqubela, Ellen Mayer, Julie Menter, Douglas Rushkoff, Jake Shapiro, Michael Slaby, Rick Turoczy, Stephanie Pereira, April Rinne, Tom Watson. Und an Jen McDonald für die Bearbeitung; und an Arthur Jones für die Illustrationen.

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Daniel Bartel — Innovating for Future!
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Written by Daniel Bartel — Innovating for Future!

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